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Umweltmedizinische Versorgungssituation

Verfasst: Mi 25. Mär 2020, 14:49
von Muse
Eine umfassende und aktuelle Publikation zu diesem Thema ist als „Bekanntmachung / Amtliche Mitteilung“ im
Bundesgesundheitsblatt 2.2020
und auf der Homepage des Robert-Koch-Institutes (RKI) erfolgt unter dem Titel:

„Umweltmedizinische Versorgungssituation von Patientinnen und Patienten in Deutschland“

Bild Zeichnet sich hier ein Lichtblick ab? Lesen Sie selbst!

In der Einleitung werden u. a. folgende erkannte Problemstellungen aufgegriffen:
• Umweltmedizinisches Qualifizierungsangebot beschränkt sich auf curriculare Fortbildung, ist geprägt von schwindenden Teilnehmerzahlen und nur wenigen Bildungsanbietern.
• Ausgrenzung umweltmedizinischer Diagnose-/Therapieverfahren aus dem Leistungskatalog der Krankenkassen.

Wichtige Aussagen finden sich auch im weiteren Bereich „Status quo umweltmedizinischer Versorgung“
Eine flächendeckende umweltmedizinische Versorgung konnte bis zum heutigen Zeitpunkt nach wie vor nicht realisiert werden.
Weitere Ausführungen umfassen folgende Aspekte:
• Rückgang qualifizierter Umweltmediziner/innen aufgrund der Weiterbildungs- und Finanzierungsproblematiken
• Erschwerender Einfluss: Verwaiste Lehrstühle
• Vernachlässigte Projekte bezgl. umweltmedizinischer Kassenleistungen
• Reduziertes Interesse von Ärzt(inn)en an der Zusatzqualifikation aufgrund der Rahmenbedingungen
• Unzureichende Patientenversorgung als Folgeerscheinung
• Fehlende adäquate Beratung zu umweltmedizinischen Themen
…die Umwelt ist als potenzielle Ursache gesundheitlicher Effekte bis hin zu manifesten Erkrankungen nicht nur verstärkt in das Bewusstsein und die Besorgnis vor umweltassoziierten Gesundheitsrisiken der Bevölkerung gerückt, sondern hat auch politisches Handeln und Gesetzgebung beeinflusst.
Im Abschnitt „Bedarf an umweltmedizinischer Versorgung“ geht es aufschlussreich weiter! Hier zu finden: Bereits 2004 wies eine Untersuchung (Frantz et al.) darauf hin, dass Patienten nur schwer Zugang finden zu umweltmedizinischer Versorgung, da
• themenspezifisch Informationsdefizite und geringe Bekanntheit bestehen
• das Auffinden zuständiger und kompetenter Ansprechpartner schwierig ist

Die Bekanntmachung verdeutlicht unter der Rubrik „Finanzierung umweltmedizinischer Leitungen“:
Aus ärztlicher Sicht sollte die Kostenübernahme für Patientinnen und Patienten mit manifesten Erkrankungen durch die gesetzlichen und privaten Krankenkassen gewährleistet sein und nicht als IGeL-Leistungen zu Lasten der Betroffenen oder gar zu Lasten der umweltmedizinischen Zentren verschoben werden.
Als Schlussfolgerungen der Kommission Umweltmedizin und Environmental Public Health werden im Abschnitt "Situation für Patientinnen und Patienten im umweltmedizinischen Bereich" u. a. abgebildet:
  • In Deutschland liegt eine Unter- und Fehlversorgung vor
  • Häufig unzureichende Beschwerdeabklärung vor der Zuordnung einer psychischen Diagnose
  • Erfolglose psychotherapeutische Behandlungen leiten hilfesuchende Patienten wieder zurück in umweltmedizinische Sprechstunden
  • Chronifizierungen und psychische Folgebelastungen infolge verschleppter umweltmedizinischer Betreuung
  • Krankengeschichten belegen, dass eine frühzeitige umweltmedizinische Versorgung u. U. maßgeblich zur Verkürzung von Leidenswegen und zur Vermeidung psychischer Folge-Belastungen beigetragen hätte
  • Erfordernis flächendeckender Versorgung bezgl. umweltmedizinischer Kompetenz

Das im Studium erlangte Grundwissen reicht (wie in anderen Fächern auch) im Querschnittsfach „klinische Umweltmedizin“ nicht aus, um eine umweltmedizinische Patientenversorgung zu gewährleisten.
Abschließend fasst die Bekanntmachung die „Notwendigkeit für die Sicherstellung einer adäquaten klinisch-umweltmedizinischen Versorgung“ und die diesbezüglichen Handlungsfelder zusammen. Hier werden wesentliche Aspekte aufgezählt, so z. B. die Verankerung der „Klinischen Umweltmedizin“ im Medizinstudium sowie eine entsprechende Zusatzweiterbildung, eine entsprechende Basisausbildung im Bereich der Allgemeinmedizin und adäquate Abrechnungsmöglichkeiten.

Die hier abgebildeten Auszüge haben sicherlich Ihr Interesse geweckt, um den kompletten Inhalt der entsprechenden RKI-Bekanntmachung zu lesen! Diese finden Sie unter folgendem Link (einfach anklicken): https://www.rki.de/DE/Content/Kommissio ... cationFile

Re: Umweltmedizinische Versorgungssituation

Verfasst: Mo 30. Mär 2020, 14:45
von Kokolino
Danke für die Zusammenfassung. ;daumen1: :fahneschwenk:

Re: Umweltmedizinische Versorgungssituation

Verfasst: Do 31. Dez 2020, 15:53
von Eagle
Eine Stellungnahme von dbu und EUROPAEM

zur RKI-Publikation vom Febr. 2020 (Bundesgesundheitsblatt) erfolgte in der Ausgabe 4/2020 der Fachzeitschrift "umwelt - medizin - gesellschaft" . (Online konnte ich diesen Artikel leider noch nirgends finden, um ihn hier unter Wahrung der Urheberrechte zu verlinken.)